Sandra Thoms
Entdeckerin, Unternehmerin, Geschichtensammlerin
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Blog Post

Wenn die Künstliche Intelligenz Serienenden errät

17. August 2016 Blogbeiträge
KI antizipiert nächste Handlung. (Screenshot: Youtube/MIT)
KI antizipiert nächste Handlung. (Screenshot: Youtube/MIT)

Intelligenz bedeutet, auf Muster zurückgreifen zu können und anhand dieses Erfahrungsschatzes mögliche Ereignisse zu erahnen. So weiß man beispielsweise als Fußgänger, wenn man hört, wie ein Autofahrer vor dem Zebrastreifen noch mal Gas gibt, dass der A… vermutlich nicht halten wird, und man bleibt lieber stehen. Roboter wissen das in der Regel noch nicht, daher würde so eine Begegnung für sie nicht positiv enden. Das nennt man dann Darwinismus.

Was das mit meinem Thema „Technik und Medien“ zu tun hat, erkläre ich gleich: Forscher am MIT für Computerwissenschaften haben einen Weg gefunden, KIs solche Muster beizubringen, indem sie ihnen einen Serienmarathon verordnet haben.

Serienmarathon verordnet

Der KI wurde 600 Stunden Filmmaterial aus „Big Bang Theorie“, „The Office“ und anderen aktuellen Serien vorgespielt. Anhand dieses „Erfahrungsschatzes“ sollte sie verstehen, in welchen Situationen Aktionen wie Küssen, Umarmungen oder ein Handschlag erfolgen. Um zu überprüfen, ob es funktioniert, wurden der KI im Anschluss daran Szenen gezeigt, die sie noch nicht kannte, und in 43 % der Fälle konnten sie vorhersagen, was als Nächstes geschehen würde. Bei Menschen liegt die Treffsicherheit in der Regel bei 71 %. Allerdings lief die Studie über 2 Jahre, während auf Menschenseite in der Regel 30 bis 40 Jahre Lebenserfahrung vorlagen. Der Autor der Studie, Carl Vondrick, meinte daher auch, dass es interessant sei zu erfahren, wie hoch die Trefferquote liege, wenn die KI ebenfalls 30 Jahre Erfahrung hinter sich habe.

Erfahrung und Intelligenz

Die Studie hat einen interessanten Ansatz, nur wirft sie eine Frage auf: Ist nicht die Tatsache, dass eben nicht alles so läuft wie erwartet, das, was uns an den Serien fasziniert? Bekanntestes Beispiel, das hoffentlich inzwischen kein Spoiler mehr ist: In „Game of Thrones“ erwartet jeder, dass Eddard Stark überlebt, doch genau das geschieht nicht. Von der Situation in der Serie ausgehend, ist es sogar realistisch, dass er nicht überlebt. Aber unsere Erfahrung mit fiktiven Geschichten lässt uns annehmen, dass auch hier der Held überlebt, weswegen wir über diese Wendung überrascht sind. Wer blickt denn dann „intelligenter“ auf die Welt – die KI, die das Muster fiktiver Erzählungen nicht berücksichtigt, oder der Mensch, der hier eine weitere Erfahrung einbringen kann?

Der Zweck der Übung ist im Übrigen nicht das Spoilern von Ereignissen in Serien, sondern das Verhindern von Unfällen. Womit wir wieder beim anfänglichen Beispiel wären: Wenn der Roboter vorhersehen kann, dass der Autofahrer nicht abbremsen wird, kann er beispielsweise Kinder daran hindern, auf die Straße zu laufen.

Wer mehr über diesen Forschungsansatz erfahren möchte, findet die Studie unter: http://web.mit.edu/vondrick/prediction.pdf

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