Sandra Thoms
Entdeckerin, Unternehmerin, Geschichtensammlerin
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Blog Post

Bücher mit Flügeln: die Worldreader App

30. Januar 2015 Blogbeiträge

Ohne Bücher das Lesen zu erlernen, ist schwierig. Das ist keine Behauptung, sondern eine Tatsache. Um lesen zu können, reicht es nicht aus, das jeweilige Schriftsystem des Landes verstanden zu haben, man muss auch üben. Und dazu benötigt man Geschriebenes. Der Zugang dazu stellt in Ländern mit guter Infrastruktur in der Regel kein Problem dar. Anders sieht es im Urwald Brasiliens oder in der Steppe Tansanias aus.

Leserin mit Smartphone. Copyright: www.worldreader.org
Leserin mit Smartphone. Copyright: www.worldreader.org

Der Transport von Büchern auf schlechten Straßen ist nicht einfach – vor allem, da Lebensmittel Vorrang haben. Aber Bücher sind nicht das Papier, auf dem sie gedruckt wurden, Bücher sind Ideen, und Ideen haben Flügel. Sie können über Funk- oder Satellitenverbindungen verschickt werden – die Grundidee der Worldreader App, die ich heute kurz vorstellen möchte: http://www.worldreader.org/.

Die Worldreader App existiert bereits seit 2009 und ist sie ein sehr schönes Beispiel, wie neue Möglichkeiten alte Probleme lösen können – und außerdem ein unterstützenswertes Projekt, dem ich hier gerne Platz einräume.

Ziel der Worldreader App ist es, eine möglichst einfache Plattform zu bieten, auf der kostenlos gelesen werden kann. Die Bücher, die dort zur Verfügung stehen, werden von Autoren oder Verlagen gespendet. Natürlich sinnvollerweise Werke in den Sprachen, die benötigt werden, weswegen sich auch keine deutschsprachigen Verlage und Autoren unter den Buchspendern befinden – aber vielleicht unter denen, die Geld gespendet haben, um das Projekt zu finanzieren.

Die App kann auf jedem internetfähigen Handy oder E-Reader heruntergeladen werden. Und einmalig alte Handys oder E-Reader an einen Ort mit Internetverbindung zu transportieren, ist einfacher, als regelmäßig Bücher vorzuhalten.

Ein interessanter Nebeneffekt der App, die nicht nur Leseanfängern genug Übungsmaterial zur Verfügung stellt und Lernenden Fachinformationen, ist ein neues Lesepublikum, das so erschlossen wird. Der Worldreader wird in 39 Ländern genutzt und 342.741 Personen lesen mindestens einmal im Vierteljahr damit. Kein kleines Publikum. Sicher, derzeit kein zahlendes Publikum und daher für Autoren und Verlage, die sich alle wirtschaftlich über Wasser halten müssen, nicht der wichtigste Markt. Aber vielleicht ist Literatur auf dem Smartphone für Regionen mit schlechter Infrastruktur ein Massenmarkt der Zukunft – denkbar wäre es.

Schließlich hat eine Studie der UN 2014 aufgezeigt, dass von sieben Milliarden Menschen auf der Welt sechs Milliarden Zugang zu einem Smartphone haben und die weltweite Netzabdeckung 95 % beträgt (http://unesdoc.unesco.org/images/0022/002274/227436e.pdf). Im Vergleich dazu haben nur 4,5 Milliarden Menschen Zugang zu einer Toilette.

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